Im Juli 2017 durfte ich zum ersten Mal BIKE Transalp Luft schnuppern. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich es als schönste Quälerei meines Lebens bezeichnete. Von diesem Moment an war ich angefixt von diesem Event. Auch wenn ich unterwegs durch Höhen und Tiefen ging, hatte es irgendwie etwas Magisches. Vor zwei Jahren versuchte ich dann die komplette BIKE Transalp zu fahren, was mir leider nicht gelang (hier geht’s zum Bericht). In diesem Jahr entschied ich mich also wieder die tolle Möglichkeit der Explorer Days zu nutzen und nur die ersten beiden Etappen mitzufahren. Letzte Woche war es endlich so weit: Pünktlich um 9 Uhr fiel in Nauders der Startschuss zur 25. MAXXIS BIKE Transalp. Die Jubiläumsausgabe führte nochmals zu den besten Spots, Trails und Panoramen der letzten Jahre.

BIKE Transalp Strecke 2023

Etappe 1: Nauders – Reschensee (51 km, 2.209 hm)

Höhenprofil Etappe 1

Die erste Etappe war mit 51 km relativ kurz. Wer sich in der Gegend auskennt, wird bemerkt haben, dass die beiden Etappenorte nur 10 km auseinanderliegen. Das hatte natürlich den Vorteil, dass man gleich in Reschen übernachten konnte und sich so einen Hotelwechsel sparte. Also rollte ich vergangenen Sonntagmorgen gemütlich von Reschen zum Start nach Nauders. Zum Glück ging es fast nur bergab und auf den wenigen flachen Abschnitten konnte ich mich schon warmfahren, denn gleich vom Start an ging es steil bergauf Richtung Bergkastel, der Bergstation des Skigebiets von Nauders. Fast 1.000 hm mussten bewältigt werden. Den ersten Streckenabschnitt kannte ich übrigens bereits aus der ersten Etappe 2021.

Mit dem Mountainbike zur Bergstation des Skigebiets von Nauders

Oben angekommen ging es über den Almtrail und den Plamorttrail zur Panzersperre. Hier hat man eine traumhafte Aussicht auf den Reschensee und den Ortler.

Plamort Trail in Nauders
Panzersperre in Nauders
BIKE Transalp Aussicht auf den Reschensee

Über einen Forstweg ging es dann hinab zum Reschensee, wo an der Verpflegungsstelle noch mal Energie getankt werden konnte für den zweiten langen Anstieg des Tages hinauf zur Rescher Alm. Dort war ich übrigens zwei Tage zuvor schon einmal und den Kaiserschmarrn kann ich euch wärmstens empfehlen. Auch die Aussicht von der Alm auf den Reschensee ist wirklich großartig.

Panorama Rescher Alm

Nach der Rescher Alm ging es über Forstwege noch mal bergab ins Rojental, einem Seitental des oberen Etschtals, wo dann der Anstieg hinauf nach Schöneben begann. Ab hier sollte der Spaß erst so richtig beginnen, denn auf uns wartete eine lange Abfahrt über die Enduro Trails (Oberer und Unterer Spin Trail). Es handelt sich hierbei um Naturtrails mit vielen Wurzeln und Steinen, die stellenweise doch sehr holprig mit 100 mm Federweg sind. Für mich bedeutete die Abfahrt ein ständiges auf- und absteigen, da ich mich nach den vielen langen Anstiegen bergab nicht mehr konzentrieren konnte und keinen Sturz riskieren wollte.

BIKE Transalp Rojen

Nachdem die beiden Trails geschafft waren, ging es wieder kurz hinauf und es wartete ein weiterer Trail, der Haider Flow Trail. Ich frage mich ja bis heute, wer auf die Idee gekommen ist diesen Trail als Flow Trail zu bezeichnen. Bis auf die letzten hundert Meter war von Flow keine Spur und ich war so froh, als ich endlich unten in St. Valentin war. Auf den letzten Kilometern hoch zur Staumauer und über den Radweg konnte man bis ins Ziel nochmals richtig Gas geben.

Bike Transalp Haider Flow Trail
BIKE Transalp 2023 Zieleinlauf Reschensee

Etappe 2: Reschensee – Livigno (96 km, 3.044 hm)

Höhenprofil Etappe 2

Auf die zweite Etappe freute ich mich ganz besonders. Denn auch wie am ersten Tag kannte ich hier einen Teil der Strecke bereits aus 2021. Mit fast 100 km zählte diese Etappe zu den Längsten der ganzen Woche. Auch der Trail Anteil war mit 16 % sehr hoch. Gestartet wurde morgens bei bestem Wetter am Reschensee neben dem Kirchturm.

Kirchturm im Reschensee

Nach einer neutralisierten Startphase ging es in den Wald. Anschließend folgte der erste Anstieg, die „Panorama Sektion“, wie Streckenchef Marc Schneider sie nannte. Und der Streckenabschnitt hat diese Bezeichnung mehr als verdient. Nichtsahnend fährt man aus dem Wald heraus und schaut plötzlich auf ein wahnsinniges Panorama. Ich glaube, es gab im hinteren Feld niemanden, der hier nicht schnell das Handy zückte, um ein Erinnerungsfoto zu schießen.

BIKE Transalp 2023 Panorama Vinschgau
BIKE Transalp 2023 Etappe 2 Panorama Mals

Danach ging es über eine schnelle Abfahrt in den Ort Mals. Kurz nach Laatsch gab es auch die erste Verpflegungsstelle und mein Garmin warnte mich auch zu diesem Zeitpunkt schon vor dem längsten Anstieg des Tages: Mehr als 20 km und 1.300 hm galt es zu bewältigen. Ab hier begann auch das für mich bereits bekannte Terrain.

BIKE Transalp Etappe 2 Anstieg Val Müstair

Es war sehr heiß an diesem Tag. Im Durchschnitt hatten wir eine Temperatur von 30 °C. Zum Glück gab es unterwegs noch einen Brunnen, an dem ich meine Flaschen auffüllen konnte, denn bis zur nächsten Verpflegungsstation war es noch ein langer Weg. Über die Schweizer Grenze ging es hinauf zum Döss Radond, dem höchsten Punkt des Val Mora. Landschaftlich zählt dieser Streckenabschnitt definitiv zu den Schönsten, die ich je gefahren bin. Die Natur ist einfach überwältigend und alles was man hier noch hört, sind Kuhglocken oder Murmeltiere. Oben angekommen warteten super schöne Trails durch das Val Mora bis zum türkis leuchtenden Lago di San Giacomo di Fraele.

Auffahrt zum Döss Radond
BIKE Transalp 2023 Schweiz
BIKE Transalp Val Müstair
BIKE Transalp Lago San Giacomo di Fraele

Ihr wisst inzwischen schon was nach einer Abfahrt folgt oder? Richtig, der nächste Anstieg zum Passo Trela. Hier wird es teilweise knackig steil, aber wer sein Fahrrad liebt, der schiebt. Die Trails vom Pesso Trela über das Val Torto nach Livigno waren mein persönliches Highlight dieses Tages. Das hat sooo viel Spaß gemacht.

Flowtrails Val Torto
BIKE Transalp 2033 Trails nach Livigno

Als wir dann durch den Wald den Lago di Livigno erreichten, war die Freude schon groß. Endlich! Wir sind fast da. Was dann folgte, sah auf dem Höhenprofil gar nicht so schlimm aus. Es begann aber eine 10 km lange Achterbahnfahrt um Livigno, die die letzten Körner kostete und vor allem auch mental eine Herausforderung war. Stellt euch vor, ihr habt das Ziel vor Augen und werdet ständig noch mal knackige Anstiege hinaufgeschickt. Ich war so am Ende meiner Kräfte, dass ich fast schon von einem Trailrunner überholt wurde. Rückblickend ohne Schmerzen in den Beinen kann ich aber sagen, dass dieser Umweg eigentlich doch sehr schön war und wer mal in Livigno ist, sollte unbedingt den Abstecher zu den Almhütten oberhalb Livignos machen.

BIKE Transalp 2023 Ziel Livigno

Fazit zu den BIKE Transalp Explorer Days

Als es am dritten Tag für die anderen Teilnehmer:innen weiter nach Bormio ging, war ich am Start nur noch dabei und nicht mehr mittendrin. Einerseits war ich unendlich dankbar für alles, was ich auf zwei Etappen erleben durfte, andererseits aber auch traurig. Es kommt schnell die Sehnsucht auf, wieder etwas zu erleben. Wenn man erst mal in diesem Rausch ist, kommt einem alles andere plötzlich unglaublich langweilig vor. Die BIKE Transalp Explorer Days sind eine großartige Gelegenheit für alle, die mal Teil dieses legendären Etappenrennens sein möchten, aber sich noch nicht alle Etappen zutrauen oder einfach mal Rennluft schnuppern möchten. Du brauchst noch mehr Gründe, weshalb auch du mal Teil der BIKE Transalp sein solltest? Dann kann ich dich vielleicht mit diesem Blogbeitrag überzeugen.

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