Eschborn Frankfurt – den Radklassiker am 1. Mai habe ich in den letzten Jahren nie verpasst. Vor dem Fernseher schaute ich den Profis jedes Jahr mit Begeisterung zu und dachte mir: Da will ich auch mal mitfahren. Denn vor dem Rennen der Profis gibt es auch ein Jedermann-Rennen, welches über die gleiche Strecke führt. Diese Woche konnte ich endlich einen Haken hinter den Punkt auf meiner Liste machen, denn ich war bei der ADAC Velotour am Start.
Insgesamt stehen bei dem Event drei Strecken zur Auswahl: die Skyline-Runde (ca. 40 km), Taunus Express (ca. 92 km) und Taunus Classic (ca. 103 km). Für mich war bei der Anmeldung sofort klar, dass es die lange Strecke wird. Warum? Nur diese Strecke führt auch über den legendären Mammolshainer Stich, die 23 % Rampe, die ich bisher nur aus dem Fernsehen kannte. Ich wollte unbedingt wissen, wie steil sie wirklich ist.

Bereits am Mittwochmittag machte ich mich auf den Weg nach Eschborn. Um den Morgen vor dem Rennen etwas entspannter angehen zu können, wollte ich meine Startunterlagen schon am Vortag abholen. Die Ausgabe fand auf dem Frankfurter Opernplatz statt, wo auch noch eine Expo war. Die Organisation war top: keine drei Minuten und ich hatte meine Startnummer in der Hand. Dazu gab es einen gut gefüllten Teilnehmerbeutel mit Geschenken der Sponsoren.

Renntag: Nervosität und Vorfreude
Die Nacht vor dem Rennen war nicht die erholsamste. Ein ungewohnter Schlafplatz und die Nervosität vor dem Rennen sorgten dafür, dass ich nachts mehrmals aufwachte. Trotzdem überwog am Morgen die Vorfreude. Das Hotel lag zum Glück in unmittelbarer Nähe zum Start- und Zielbereich, sodass ich entspannt meinen Startblock suchen konnte. Das war auch gar nicht so einfach, denn bei 10.000 Teilnehmenden auf allen Strecken war die Startaufstellung über mehrere Straßen verteilt, mit Startblöcken von A bis M. Mit Startblock G stand ich in der goldenen Mitte.
Gegen 09:10 Uhr fiel dann der Startschuss für mich. Die Strecke führte zunächst von Eschborn in die Frankfurter Innenstadt. Statt dem sonst gewohnten Alpenpanorama bei den Mountainbike Rennen, gab es also dieses Mal Hochhäuser und Großstadtfeeling. Auch das hatte etwas Besonderes, denn wann hat man schon mal die Gelegenheit auf leeren Straßen mit dem Fahrrad durch Frankfurt zu fahren? Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 km/h war ich in der ersten Stunde auch für meine Verhältnisse sehr gut unterwegs. Auch das Wetter spielte perfekt mit – Sonne, blauer Himmel, ideale Bedingungen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Teilnehmern hatte ich mich allein bei dem Rennen angemeldet und gehofft, mich schnell einer Gruppe anschließen zu können. Doch das stellte sich als gar nicht so einfach heraus – mal war das Tempo zu hoch, mal zu niedrig.
Der Anstieg zum Feldberg
Nach 35 km begann der 11 km lange Anstieg zum Feldberg. Mit durchschnittlich 5 % Steigung eigentlich gut fahrbar. Ich hatte rechtzeitig ein erstes Gel genommen, um mich ausreichend zu verpflegen. Im Laufe des Anstieges habe ich mich aber immer schlechter gefühlt und bekam dadurch kein Druck mehr aufs Pedal. So verlor ich am Feldberg leider sehr viel Zeit. An der ersten Verpflegungsstation hielt ich an, denn bei den Temperaturen war es wichtig den Körper mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen.
Während der Abfahrt vom Feldberg konnte ich mich etwas erholen und die Übelkeit ließ nach. Um auf Nummer sicher zu gehen, machte ich auch an der zweiten Verpflegung nochmal Halt und füllte meine Flaschen nach.

Die Strecke führte zweimal über Kopfsteinpflaster, besonders die Passage in Eppstein hatte es in sich. Während ich gut durchgerüttelt wurde, konnte ich ansatzweise erahnen, wie sich die Profis bei Paris Roubaix fühlen müssen.
Der Mammolshainer Stich – Quälen oder Schieben
Nach 92 Kilometern war es so weit: Mammolshain. Der berühmte Anstieg des Rennens ist 2,3 km lang mit einer durchschnittlichen Steigung von 8,2 %. Klingt halb so wild, oder? Wenn da nicht noch eine 200 Meter lange Rampe mit bis zu 23 % Steigung wäre. Ich kann mich noch an meinen ersten Gedanken beim Abbiegen in die schmale Straße erinnern: Okay… es ist wirklich eine Wand!
Es gibt dort genau zwei Optionen: Schieben oder Quälen. Für mich war klar – Schieben ist keine Option. Schwieriger als die Steigung selbst war eigentlich das Slalomfahren um andere Fahrer, die vor mir plötzlich vom Rad gingen. Aber ich kam durch und war ein bisschen stolz.

Die Stimmung am Mammolshainer war der Wahnsinn. Es ist der Hotspot für alle Radsportbegeisterten und auch der Tour Teufel, Didi Senft, stand am Streckenrand. Aber auch allgemein muss ich sagen, dass die Stimmung entlang der gesamten Strecke richtig gut war und das ein Punkt ist, der das Rennen zu etwas ganz Besonderem macht.

Fazit zur ADAC Velotour
Ich fahre Rennen nie wegen der Platzierung. Es geht mir um den Spaß und das Erlebnis. Trotzdem hatte ich für die ADAC Velotour zwei Ziele. Mein erstes Ziel, am Mammolshainer Stich nicht abzusteigen, habe ich erreicht. Das zweite Ziel, die Strecke in unter 4 Stunden zu fahren, jedoch leider nicht. Dennoch hatte ich einen großartigen Tag auf dem Rad, tolle Stimmung entlang der gesamten Strecke und das Gefühl, dass der Radsport in Deutschland immer populärer wird.

