Die Teilnahme an einem Jedermann-Rennen steht schon seit langer Zeit auf meiner Bucket List. Während ich in den letzten Jahren bereits einige Mountainbike-Rennen bestritten habe, blieb die Herausforderung eines Rennradrennens bisher unerfüllt. Doch als ich Anfang des Jahres erfuhr, dass das Finale der LIDL Deutschland Tour in Saarbrücken stattfindet und damit auch das Jedermann-Rennen im Rahmen der letzten Etappe, war für mich sofort klar: Dieses Jahr werde ich endlich den Punkt von meiner Liste streichen.

Die Qual der Wahl: Tälerrunde oder Bliesgau-Schleife?

Bei der Anmeldung konnte man zwischen zwei Strecken wählen: der Tälerrunde mit 56 Kilometern und etwa 600 Höhenmetern oder der Bliesgau-Schleife mit 100 Kilometern und rund 1.000 Höhenmetern. Ihr wisst, dass ich lange Strecken liebe, und am liebsten hätte ich mich direkt für die Bliesgau-Schleife entschieden. Doch als ich las, dass es Zeitlimits gibt und man auf dieser Strecke einen Schnitt von mindestens 25 km/h erreichen muss, kamen die ersten Zweifel auf. Schaffe ich das wirklich über 100 Kilometer? Um sicherzugehen, entschied ich mich schließlich für die Tälerrunde.

Nervosität und Ungewissheit vor dem Start

Ich war lange nicht mehr so aufgeregt vor einem Rennen. Besonders, weil ich keine genaue Vorstellung davon hatte, was mich dort erwarten wird. Werde ich ständig Acht auf andere geben müssen, um Stürze zu vermeiden? Klar war für mich nur, dass es völlig anders als bei einem Mountainbike-Rennen laufen wird, wo man oft schon nach wenigen Kilometern in sehr kleinen Gruppen oder sogar alleine unterwegs ist.

Auch welchen Schnitt ich fahren werde, konnte ich kaum abschätzen. Im Training erreiche ich selten einen 25er Schnitt. Die Startblöcke wurden im Vorfeld anhand der persönlichen Einschätzung der Durchschnittsgeschwindigkeit eingeteilt. Da ich mich auf 23-25 km/h festgelegt hatte, landete ich im dritten Startblock. Trotz all dieser Ungewissheiten überwog jedoch die Vorfreude auf das Rennen.

Michelle von Cycling Sunday im Startblock der Cycling Tour

Unterwegs auf voll gesperrten Straßen

Beide Strecken starten vor dem saarländischen Staatstheater in Saarbrücken. Das Wetter hätte nicht besser sein können. Nachdem ich am Vortrag noch bei über 30 Grad die Startunterlagen abholte, waren es am Sonntagmorgen angenehme 19 Grad. Kurz vor der Startaufstellung traf ich einen Vereinskollegen, der sich spontan entschloss, mit mir zu fahren. Dass ich unerwartet noch einen persönlichen Pacemaker an meiner Seite hatte, freute mich natürlich riesig. Um 08:50 Uhr fiel schließlich der Startschuss.

Start der Cycling Tour in Saarbrücken
Start der Tälerrunde am Staatstheater in Saarbrücken

Das Rennen begann zunächst mit einem neutralisierten Start. Der scharfe Start befand sich nach ca. 700 m auf der Mainzer Straße. Ab diesem Punkt begann für uns die große Aufholjagd. Wir fanden rasch ein gutes Tempo und konnten zahlreiche Fahrer überholen. Die Strecke führte zunächst von Saarbrücken nach St. Ingbert und dann weiter nach Seelbach, wo mit dem Seelbacher Berg der erste von drei Anstiegen auf uns wartete.

Streckenprofil Cycling Tour Tälerrunde
Quelle: www.deutschland-tour.com/de/cycling/
Cycling Tour Saarbrücken 2024

Über Ormesheim, Bliesransbach und Bübingen ging es wieder zurück nach Saarbrücken. Die letzten 35 km der Cycling Tour waren identisch mit der Strecke, die am Nachmittag auch von den Profis absolviert wurde. Als wir wieder auf die Mainzer Straße einbogen und die letzten Meter Richtung Ziel in der Heuduckstraße fuhren, warf ich einen Blick auf mein Garmin und sah, dass der Timer immer noch unter 2 Stunden lag. Ich konnte es kaum glauben, denn ehrlich gesagt hatte ich mit einer Zielzeit von über 2 Stunden gerechnet. Nach 1:49 h überquerten wir die Ziellinie – und ich konnte das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen.

Zieleinlauf bei der Cycling Tour in Saarbrücken

Im Zielbereich traf ich nicht nur auf Marcel Kittel, der sogar Zeit für einen kurzen Plausch hatte, auch der Tour Teufel Didi Senft posierte für ein Erinnerungsfoto 🙂

Cycling Sunday und Marcel Kittel
Tour Teufel Didi Senft

Die Überraschung des Tages

Nach einer Weile warf ich dann auch einen Blick auf die Ergebnisliste. Was ich dort las, konnte ich kaum fassen: 2. Platz in der Altersklasse und 6. Frau Gesamt. Ich? Niemals hätte ich mit so einem Ergebnis gerechnet. An diesem Tag hatte ich offensichtlich die besten Beine erwischt und die Freude darüber war riesig. Fun Fact: Erinnert ihr euch, dass ich mich selbst mit einem Schnitt von 23-25 km/h eingeschätzt hatte? Tatsächlich lag meine Durchschnittsgeschwindigkeit bei 30,8 km/h.

Medaille Cycling Tour Saarbrücken

Rückblickend hätte mir kein schöneres Event für mein erstes Radrennen vorstellen können. Die gesamte Veranstaltung war perfekt organisiert und die Tälerrunde erwies sich als der ideale Einstieg. Es hat so viel Spaß gemacht auf gesperrten Straßen unterwegs zu sein. Dieses Erlebnis hat mich nun gepackt und ich möchte unbedingt noch weitere Rennen fahren. Habt ihr im Empfehlungen? Mir schweben bereits Events wie Eschborn-Frankfurt im Kopf oder auch Events ohne Zeitnahme wie das Saarlandschwein. Was auch immer es am Ende wird, ich freue mich auf die nächsten Herausforderungen und mehr Abenteuer auf dem Rennrad 🙂

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