Die Dolomiten sind inzwischen fester Bestandteil in meiner jährlichen Reiseplanung. Bereits zum fünften Mal zog es mich letzte Woche nach Wolkenstein, dem höchstgelegenen Dorf Grödens. Es war für mich ein Gefühl wie nach Hause kommen. Nachdem ich letztes Jahr beim HERO Dolomites, einem der härtesten Mountainbike Rennen der Welt, an den Start ging, entschied ich mich dieses Jahr für eine etwas entspanntere Veranstaltung in den Dolomiten. Am Sellaronda Bike Day werden vier Dolomitenpässe rund um die Sellagruppe ausschließlich für Radfahrer geöffnet und so hat man die Möglichkeit, die Sellaronda ohne lästigen Auto- und Motorradverkehr zu genießen.
Was erwartet mich am Sellaronda Bike Day?
Diese Frage ging mir oft durch den Kopf. Ich hatte überhaupt keine Vorstellungen, was mich erwarten würde. Autofreie Tage kannte ich bisher nur von Saar-Pedal, wo es immer relativ chaotisch zugeht, da viele Personen unterwegs sind, die sonst eher weniger Zeit auf dem Fahrrad verbringen. Dass dies in den Dolomiten bei einer anspruchsvollen Strecke von 53 km und 1.637 hm nicht der Fall sein wird, war für mich sicher. Nichtsdestotrotz werden am Sellaronda Bike Day bis zu 20.000 Fahrradbegeisterte erwartet. Wie soll das funktionieren, wenn dort so viele Menschen unterwegs sind?
Da es für die Tour keinen festgelegten Startpunkt gibt, kann man starten, wo man möchte und so verteilen sich die zehntausenden Starter schon gleich zu Beginn. Wichtig ist jedoch, sich an die empfohlene Fahrtrichtung, nämlich gegen den Uhrzeigersinn, zu halten. Zudem gibt es auch keine festgelegte Startzeit. Offiziell beginnt die Veranstaltung mit Beginn der Straßensperrung um 08:30 Uhr. Ab dann hat man bis zum Ende der Straßensperrung um 16 Uhr Zeit, die Runde zu fahren. Es gibt weder eine Startgebühr noch eine Zeitmessung.
Die zu bewältigenden Pässe
Die Strecke führt über die vier bekannten Dolomitenpässe: Sella-, Pordoi-, Campolongo- und Grödnerjoch. Für mich begann die Tour in Wolkenstein. Da Wolkenstein nicht direkt an der offiziellen Strecke liegt, müssen zusätzliche 300 hm bewältigt werden. Auf der Höhe von Plan de Gralba erreicht man dann den offiziellen Rundkurs und es geht weiter hinauf zum Passo Sella auf 2.240 m. Die ersten Kilometer kam ich aus dem Staunen nicht mehr raus. Nicht nur weil die Landschaft so beeindruckend ist, auch weil ich noch nie mit so vielen Radfahrern auf der Straße unterwegs war.
Der Wegbeschaffenheit entsprechend waren größtenteils Rennradfahrer unterwegs. Aber auch mit dem Mountainbike lässt sich die Strecke sehr gut bewältigen. Schließlich kann ich jetzt aus Erfahrung sprechen. Überrascht hat mich aber der Anteil an E-Bikes. Wie viele Steckdosen wohl in den Orten belegt waren? Ihr seht, der Sellaronda Bike Day ist ein Jedermann-Radsportevent.
Während sich in den Anstiegen die Menschenmenge gut verteilte, war oben auf den Pässen manchmal fast kein Durchkommen mehr. Hier hieß es Absteigen und Schieben. Die Passschilder waren ein beliebtes Fotomotiv, für das man kurz anstehen musste. Vor der ersten Abfahrt hinunter Richtung Canazei hatte ich etwas Respekt. Doch ich merkte schnell das dies vollkommen unbegründet war. Alle fuhren sehr rücksichtsvoll und passten das Tempo so an, dass andere Teilnehmer nicht gefährdet wurden.
Nicht nur das Höhenprofil der Runde ist ein Auf und Ab, auch die Temperaturkurve passte sich dementsprechend an. Am Passo Pordoi gab es sogar noch ein paar größere Schneefelder.
In Arabba wurde mit verschiedenen Essensständen für das leibliche Wohl gesorgt. Hier konnte man sich noch mal stärken, bevor es danach hinauf zum Passo Campolongo ging. Vor wenigen Wochen führte hier noch die 19. Etappe des Giro d’Italia hinauf.
Vom Passo Campolongo ging es hinab in das Bergdorf Corvara, wo dann der letzte und für mich persönlich der schönste Aufstieg zum Grödnerjoch auf uns wartete. Obwohl dies mit 9 km und 600 hm der längste Anstieg der Runde war, konnte man hier in einem schönen gleichmäßigen Tempo hinauf pedalieren. Die Aussicht vom Grödnerjoch ist einfach grandios.
Fazit zum sellaronda bike day
Kann es bitte mehr solcher Tage geben? Es hat unglaublich viel Spaß gemacht ohne Auto- und Motorradverkehr auf den Pässen unterwegs zu sein. Was die Landschaft angeht, ich glaube die Bilder sprechen für sich. Die Ausblicke auf dieser Runde sind einmalig. Für all diejenigen, die jetzt auch Lust bekommen haben mal beim Sellaronda Bike Day dabei zu sein: Bereits am 16. September findet nochmals eine Herbstausgabe statt. Ich kann es jedem nur empfehlen.