Letztes Jahr im Juli, habe ich bereits einen Beitrag über die ganz besondere Beziehung zwischen einem Mountainbiker und Wanderern veröffentlicht. Vor Kurzem bekam ich durch einen Bekannten eine brenzlige Situation mit, bei der ich doch gleich wieder an genau diesen Beitrag denken musste und mir daraufhin die Idee auf eine kleine Fortsetzung kam.
Was also ist passiert?
Der Bekannte hatte bei einer schönen Mountainbike Tour einen eher weniger schönen Konflikt mit einem Wanderer. Dieser versperrte ihm mit einem sehr langen Stock den Weg. Er verlangte von ihm auf der Straße zu fahren und nicht auf dem Wanderweg, denn er möge beim Wandern nicht gestört werden. Leider wurde er immer unhöflicher und es folgte eine kleine Auseinandersetzung.
Solch ein Verhalten ist absolut kindisch. Ihr seid erwachsene Menschen und könnt das auch anders, da bin ich mir zu 100% sicher.
Wie also verhalte ich mich richtig in solchen Situationen? Was darf ich und was darf ich nicht? Und wie vermeide ich, dass es überhaupt so weit kommt?

  1. Um solchen Gesprächen aus dem Weg zu gehen, versucht Trails auf denen viele Wanderer unterwegs sind bei schönem Wetter zu meiden. Somit geratet ihr gar nicht erst in solche Situationen.
  2. Auf Wanderer Rücksicht nehmen und ihnen möglichst den Vortritt lassen.
  3. Langsam an die Wanderer heranfahren. Macht euch durch Klingeln oder Ähnliches bemerkbar! Gerade ein Schreck erzeugt Aggressionen.
  4. Keep smiling! Versucht freundlich mit den Leuten zu reden und werdet nicht unhöflich.Um das Image einer ganzen Szene zu verderben, reicht schon das schlechte Benehmen weniger Biker. Und das wollen wir doch nicht oder 🙂 ?
  5. Lasst euch nicht verscheuchen. Keiner hat das Recht euch vom Weg zu verbannen.
    Es sei denn, es ist ein Förster oder die Polizei, die sich dann aber auch ausweisen können.
  6. Wenn es komplett eskaliert, mit einer Anzeige wegen Nötigung drohen!
    Oder eurem Gegenüber androhen, zum Beweis, ein Foto/eine Filmaufnahme zu machen. Wichtig: Die Aufnahmen dürfen nicht veröffentlicht werden. Sie dienen ausschließlich als Beweismittel. Aber soweit sollte es im besten Fall gar nicht erst kommen!

Zum Glück kommen solche Situationen hier im Saarland nicht allzu oft vor. Schlimmer habe ich das damals im Schwarzwaldurlaub erlebt. Ihr wisst ja, 2-Meter-Regel und so.
Die Grundregeln sind aber eigentlich ganz einfach: angepasste Fahrweise, freundliches Verhalten und Zuvorkommen.
In diesem Sinne wünsche ich euch heute zum Frühlingsanfang einen guten und stressfreien Start in die Saison 2016.
Lasst uns in diesem Jahr für ein Miteinander kämpfen und nicht für ein Gegeneinander!

7 Comments

  1. Bei Punkt 3 (Klingeln) habe ich immer wieder festgestellt, egal wie man man es macht, es kommt schlecht an: entweder man wird angemacht, weil man nicht klingelt oder man klingelt und dann bekommt man zu hören, was soll denn die bekloppte Klingelei.

    So sehr mich vieles ärgert und so schwer es auch manchmal fällt, ausflippen bringt gar nichts. Hingegen hat Punkt 4 (Höflich- und Freundlichkeit) schon den oder anderen zum Nachdenken gebracht. Hab dazu auch mal mal meine Überlegungen aufgeschrieben: http://kettenpeitscher.com/2016/01/der-onkel-mit-dem-fahrrad/

  2. Ein wichtiges Signal ist auch erst mal optisch abzurüsten. Brille und Helm absetzen und erst mal die Hand zum Gruß anbieten hat auch schon geholfen. Dabei bleibt beiden erst mal Zeit zum Durchatmen.

    Fakt ist jedenfalls, dass Privatpersonen, Waldbesitzer, Forstarbeiter und Jäger kein Recht haben, jemanden festzuhalten. Das sollte man demjenigen, der dies trotzdem versucht, höflich aber selbstbewusst und bestimmt klarmachen.

    Büßerhaltung und sich für das Befahren eines Weges entschuldigen müssen wir Biker uns im übrigen auch nicht, nicht mal in Baden Württemberg!

  3. Ich finde das man höflich aber bestimmt Auftreten kann(und muss) Übertrieben devot zu sein und trotz Unverschämtheiten seitens des Nötigers immer noch gehäucheltes „Miteinander “ vorzuspielen führt meiner Erfahrung nach zu einer weiteren Eskalation. Wenn ich in Garmisch z.B bei jedem teilweiser unglaublich unverschämtes Gemeckerte anhalten würde und auf Diskussionen eingehen würde, käme ich pro Ausfahrt auf eine Diskussion alle 15 Minuten. Ich verhalte mich definitiv physisch gesehen rücksichtsvoll und bremse, steige ab- klettere die Seitenböschung von Bergpfaden hoch (zwecks besserem Vorbeilassens). aber besagte Diskussionen habe ich bei normalen Trainingsfahrten mittlerweile aufgegeben. Manchmal lasse ich mich ich rein aus psychologischem Interesse auf Diskussionen ein und versuche trotz gewaltiger Anpöbelungen weiter die Sache zu besprechen- Einsicht oder Erfolg bleibt dabei aus bisherigen Erfahrungen zu 100% ausgeschlossen. Es kommt interessanter weise häufiger bei diesen Konflikt- Situationen dabei vor, das andere Wanderer welche die Auseinandersetzung mit verfolgt haben oder dazugekommen sind sich im helfenden Sinne für die Position des Bikers (also mich) einsetzen, da ich immer sachlich korrekt und verbal höflich bleibe ohne mir aber jede Unverschämtheit gefallen zu lassen. Renitente Wanderer müssen auch erfahren das Biker und andere Naturnutzer die gleichen Rechte wie sie selber genießen und nicht auf die gütige Duldung von uneinsichtigen Wanderen angewiesen sind.

  4. Zum Glück hatte ich bisher noch keine schlechten Erfahrungen mit Wanderern gemacht. Da ich keine Klingel an meinem Bike habe, mache mit einem „Hallo“ oder „Guten Tag“ auf mich aufmerksam. Meistens gehen die Leute dann auch schon von alleine zur Seite. Anschließend noch freundlich Bedanken, viel Spaß wünschen und gut is. Eine Klingel hört sich in machen Ohren vielleicht nach „mach Platz!“ an und hört sich in der Natur evtl. ‚befremdlich‘ an. Vielleicht verbinden die Leute damit auch Straßenverkehr und fühlen sich dadurch ‚bedroht‘. Ich hab irgendwie das Gefühl, dass „Grüßen“ freundlicher auf die Leute wirkt und somit kann man den ‚Motzkoffern‘ gleich im ersten Kontakt den Wind aus den Segeln nehmen. Ansonsten würde ich mich aber auch nicht auf eine Diskussion einlassen. Einfach einen „wunderschönen“ Tag wünschen, weiterfahren und gar nicht erst die Möglichkeit geben, dass es eskaliert. 🙂

  5. Gott sei dank verlaufen die meisten Begegnungen positiv. Es gibt aber auch Situationen bzw. Fußgänger, welche von vornherein auf Konfrontation oder Belehrung aus sind – da hilft freundliches Auftreten wenig bis gar nichts (Diskussionen sinnlos, freundliches Grüße ebenfalls), sondern einfach auf Durchzug schalten und weiterfahren. – es sei denn, sie versperren den Weg, legen Hand an dein bestes Stück (das Bike). Erkennbar sind sie oft schon an wildem Geschrei (von irgendwelchen §§) und Gefuchtel mit (Wander-)Stöcken von Weitem. erstaunlicherweise befindet man sich dabei oft auf „legalem“ Terrain wie breiten Forstwegen, befestigten Straßen oder sehr breiten Pfaden. da bringen irgendwelche Diskussionen wenig. Einmal hat mir ne Tante auf so einem weg was von einer 3-meter Regel erzählen wollen.

  6. Ich hatte bereits hier https://cyclingsunday.wordpress.com/2016/01/31/lohnt-sich-eine-klingel-noch/ versucht, die Standardsituation – Radler/Biker will an Wanderer vorbei, der sich belästigt fühlt – ein wenig aus der Distanz zu betrachten. Das folgende kleine Gedicht aus 2002 stellt die Situation subjektiv aus der Sicht des Wanderers dar:

    Herbstwanderung im Vogelsberg

    Wir haben ihn gefunden
    Den wunderbaren bunten
    sanft geschwungenen Wanderweg

    Seele will noch Stunden
    An diesem Weg gesunden
    Bevor sie sich zur Ruhe – BING!

    Der Biker! Plastikgrell!
    Er ist so jung, so stark, so schnell!
    Ihm kommt sein Schellen lauter vor
    Was für ein schellenlauter Tor
    Fucking Biker! BIKE TO HELL!

    ~

    Geschrieben im Vogelsberg, geschah der Anlaß zu dem Gedicht einige Monate vorher. Das war an einem Sonntagmorgen im Frühling, strahlend blauer Himmel, angenehm wärmende Sonne. Ich hatte gerade eine neue, gut dotierte Stelle angetreten, war allerbester Laune und genoß einen zügigen Spaziergang. Vor Freude rezitierte ich „Celebration of the Lizard“, ein Gedicht, das ich noch aus der Jugendzeit auswendig kenne.

    – BING! Direkt hinter mir. Kaum erholt vom totalen Schreck aufsteigende Wut: Der Weg war sechs Meter breit. „Ei, was wolle Se dann, wenn ich hier fahre will…“

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